Frust. Verstimmungen. Ärgernisse. Befindlichkeiten. Mühseligkeiten. Verdruss. Widrigkeiten. Unwohlfühl-Momente. Empfindlichkeiten. Negative Schwingungen. All das, was an dir nagt, dich beschäftigt und nicht loslässt. All das wird aufgeschrieben. Soll doch die negative Energie ins Papier fließen und dort bleiben. Du willst den Kopf frei haben für das Schöne im Leben. Für kreative Ideen und konkrete literarische Projekte. Deswegen greifst du immer wieder zu Notizblock und Stift. Nicht nur am Morgen, wie die sogenannten Morgenseiten vermuten ließen, sondern auch am Abend und spätnachts, wenn du mal aufwächst und nicht wieder einschlafen kannst. Nicht, um sinnvolle Texte zu produzieren, sondern zunächst einmal, um dir den Ballast von der Seele zu schreiben. Es geht nicht um das Produkt. Es geht um dich. Du fängst mit einem ersten Gedanken an und spinnst diesen weiter und weiter. Die Gedanken tragen dich, oder ist es der Stift, der anführt? Immer weiter gleitet er über die Zeilen, stockt manchmal, so wie du, wenn du zurückblickst oder ins Nirgendwo, um dann unbeirrt seinen Weg fortzusetzen. Du produzierst Wortfetzen, Wortgebilde, Wortkonstrukte. Reihst Buchstaben, Silben, Wörter aneinander, die es ohnehin schon gibt. Selten erfindest du Neues, sondern würfelst mit Vorhandenem, zersetzt und reihst neu aneinander, gibst den Wörtern eine neue Bedeutung. Und manchmal da blitzt ein Wort durch und lässt dich an ein weiteres denken, sofort ist ein Wortspiel da, das aufgeschrieben werden will. Oder der Anfang eines Gedichts. Oder ein Textfragment. Es sind die Wörter, die dich berühren. Die sich regelrecht aufdrängen. Die deine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Weg von den trüben Gedanken, hin zu Wortspielereien. Schreiben ist eine Notwendigkeit. Schreiben ist Poesie.